Leerrohre ohne Ende

Ich kann nun keine Leerrohre mehr sehen. In einer schweißtreibenden Aktion wurde gestern und heute die Erdgeschoss-Decke fertiggestellt.

Um etwas besser vorbereitet zu sein als beim Keller habe ich diesmal meinen Elektro-Plan in Visio ausführlichst aufbereitet, also nicht nur die Skizzen auf die Baustelle mitgenommen. Dabei hat sich schon herauskristallisiert, dass es noch „etwas“ mehr Leerrohre werden als im Keller. Da wir aufgrund hoher Spannweiten im Wohnzimmer noch eine kleine statische Herausforderung haben (gelöst mittels Überzug, der auf zwei Unterzügen liegt), habe ich auch noch direkten Kontakt mit dem Statiker aufgenommen um zu klären, wo und wie viele Leerrohre ich durch diese Stahlgerüste legen darf. Das führte dann wiederum dazu, dass ich die Steckdosen im Wohnzimmer nicht alle einzeln über die Decke anfahre, sondern nur 1x, und den Rest über den Fußboden oder Schlitze verlege.

Elektro-Planung

Am Dienstag Nachmittag lagen dann die Filigrandecken, und ich stand gegen 17:00 auf der Baustelle. Wie sich zeigte aber recht ratlos: ein wichtiges Element war noch nicht aufgelegt, und einige hatten noch einen größeren Spalt zur Wand – so konnte ich also noch nichts verlegen. Also habe ich den Abend genutzt und soweit wie möglich schon mal die Bohrlöcher angezeichnet (Lage, Größe und Symbol für die Verwendung).

Mittwoch früh um ca. 08:30 habe ich dann losgelegt: erst in einer Hälfte des EG alle Löcher von unten gebohrt, dann rauf auf die Decke und Rohre gezogen. Währenddessen haben die Rohbauer das Gerüst weiter aufgestockt, Isolierung vorbereitet, Armierung der Überzüge gebastelt und vieles mehr. Der Statiker erwähnte am Telefon, dass er am Donnerstag die Abnahme machen würde und am Freitag aufbetoniert würde. Der Rohbauer meinte, dass er am liebsten am Nachmittag noch die Stahlmatten auflegen möchte und am Donnerstag nach dem Statiker der Beton fließen soll, da das Wetter am Freitag schlechter wird. Streß. 🙁

Gut, ich hatte keine Lüftungsrohre zu verlegen (die müssen aufgrund der Statik über den Rohboden des Obergeschosses geführt werden). Aber die komplexe Elektrik (insbes. Arbeitszimmer, Küche, Medien-Bereich im Wohnzimmer, etc.) führt dazu, dass es immer mehr und mehr Leerrohre wurden.

Kurzum: ich habe bis ca. 20:45 meine Leerrohre gezogen (gut über 12 Stunden). Trotz Baustrahler war aber dann Feierabend (ich wollte nicht übermüdet im schlechten Licht irgendwo stolpern). Also ab nach Hause.

Heute früh bin ich um 06:30 aufgestanden (und das als ausgewiesener Langschläfer, der vor 09:00 normalerweise kein Auge auf bekommt). Um 07:00 stand ich im Baumarkt und habe in letzter Not dort noch zwei Rollen M20-Panzerwellrohr gekauft. Um 07:15 war ich auf der Baustelle, wo zwei Arbeiter des Rohbauers gerade Material und Werkzeuge in einen Transporter geladen und kurze Zeit später abgedüst sind. Offenbar waren die heute spontan noch auf einer anderen Baustelle aktiv – Glück für mich. So habe ich dann in aller Ruhe erst noch die wichtigsten fehlenden Rohre nachgezogen (Deckenbeleuchtung Wohnzimmer und so 🙂 ), und dann nach und nach die „Bonus-Rohre“. Selbst das dauerte aber bis 13:30, ohne Unterstützung von meiner Frau wäre ich sicher noch ein paar mal verzweifelt (zu Perlit-Ziegeln werde ich mich später noch mal auslassen), und vor allem hätte ich wohl die Außenbeleuchtung „wegoptimiert“.

Ein Leerrohr kommt selten allein Im Schnitt 6-8 Leerrohre pro "normalem" Zimmer Alle Wege führen zum Technikschacht Und noch mehr Leerrohre... Fiese Fingerarbeit zwischen Stahl, Ziegel und Bitumen   Zum Glück gibt's nun auch noch Rohre zur Tür (Licht, Klingel)

Als ich gerade alles zusammengeräumt hatte, rückte der Rohbau-Trupp an und begann direkt mit dem Verlegen der Stahlmatten – wir haben uns die (noch nicht vorhandene) Klinke in die Hand gegeben. Auf meine Frage, ob der Statiker denn bei den ganzen Leerrohren Probleme machen könnte, meinte der Bauunternehmer wörtlich: „Dir nicht, höchstens uns. Dann muss halt mehr Eisen drauf.“. Mir ist das Recht – lieber zahle ich noch für eine halbe Tonne mehr Baustahl, als dass es heißt „da müssen aber 20% der Rohre wieder raus!“. 😛

Heute Abend war ich mit den Kindern noch mal kurz auf der Baustelle. Beton war (leider) noch nicht drauf. Aber irgendwie wirkte nun alles ganz friedlich… 🙂

Stahl drauf und gut is'. Unser kleiner Luxus: eine Hand voll Kaiser-Deckendosen

Für die Statistik:

  • rund 700m Leerrohre (ca. 50-60 Stück): ca 5% M32 Fränkische FBY-EL-F, 5% M20 aus dem Baumarkt, 60% Fränkische FFKuS-EM-F M25 und 30% M20.
  • 14 Stunden alleine auf der Baustelle, weitere 3,5 Stunden zu zweit

Von einem der Rohbauer gab’s übrigens ein ausdrückliches Lob, dass ich die Betonrohre (FFKuS) verwende. Die günstigeren schwarzen Rohre werden in der Sonne nämlich ziemlich warm und dadurch weich – was dazu führt dass die bei einem versehentlichen Drauftreten noch schneller kaputt gehen. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass es sich spätestens beim Technikschacht gar nicht vermeiden lässt, auf die Rohre zu treten.

5 thoughts on “Leerrohre ohne Ende”

  1. Hallo Klaus,

    haben aktuell ein Thema mit genau solchen Leerrohren (Anzahl ähnlich) in der Zwischendecke.
    Der Rohbauer meint, so gibt es keine Freigabe zur Betonage da die Statik gefährdet ist.
    Gibt es bei euch mittlerweile Risse in der Decke?

    Gruß Sebastian

    1. Die Rohre habe ich in Absprache mit dem Rohbauer und dem Statiker so verlegt.

      Kritisch wird’s im Prinzip ja nur in den Bereichen, in denen die Rohe zusammenlaufen. Dort hatte der Statiker einer stärkere Bewehrung eingeplant, und der Rohbauer hat ggf. auch noch die eine oder andere Stahlmatte extra drauf gelegt („Angsteisen“ 😉 ).

      Wichtig ist, dass die Rohre nicht zu stark gebündelt werden, sondern möglichst mit etwas Abstand liegen, so dass diese gut vom Beton umschlossen werden können. Der Statiker hatte bei uns unmittelbar vor dem Betonieren die Lage geprüft, alles noch mal fotografiert und dann freigegeben.

      In der Erdgeschossdecke (= Fußboden OG) waren aus statischen Gründen keine Lüftungsrohre erlaubt, die mussten wir auf dem Rohfußboden verlegen.

      In den Betondecken haben wir bislang (also nach rund 4 Jahren) noch immer keine sichtbare Risse. Kleinere Setzrisse sind im Rohbau allerdings durchaus normal.

      Viel Erfolg weiterhin!

  2. Bei uns geht nächsten Montag der Bau los. Ich werde auch die Lüftungsrohre und die Leerrohre für die Elektrik verlegen. Es lässt sich nicht vermeiden, dass sich die dicken 75mm Lüftungsrohre und die E-Leerrohre kreuzen.

    Wie hast du dies gelöst? Ich sehe in einem Bild, dass du mit den E-Leerrohre über die Lüftungsrohre geganngen bist. Wenn nun die obere Bewehrung montiert wird, drückt diese doch voll auf das Leerrohr?

    Über eine Antwort wäre ich dir sehr dankbar

  3. Jahre vergehen….
    Ich habe keinen persönlichen Bezug zum Bauherren, ziehe jedoch meinen Hut vor so viel Weitsicht. (Es gibt kein Leerrohr zu viel).
    Ich hoffe ihr seit voll-umfänglich zufrieden mit dem Heim?

    Dennoch habe ich mich bereits mehrfach (bei verschiedensten Neubauten) gefragt, wieso man nicht an markanten Stellen zusammen mit dem Statiker größere „Verteiler“ in die Decke/Fußboden plant, von wo dann detailliertere Abgänge möglich sind. Im Bereich Strom sollte eine Unterverteilung bzw. „anflicken“ dort auch später kein Problem sein. Und auch Medienleitungen, die eh sternförmik kommunizieren wären dafür doch prädestiniert.

    Mal sehen ob ich noch mal irgendwann ein Haus baue, die bisherigen Kernsanierungen zeigten mir jedoch oft genug, wie es nicht geplannt werden sollte 😉

    LG aus Bremen

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