Es gibt im Prinzip zwei verschiedene Arten Estrich:
- Zementestrich
Vorteile: vergleichsweise unempfindlich gegen Feuchtigkeit, lässt sich bereits ab 2-3% Restfeuchte belegen
Nachteile: etwas teurer als Anhydritestrich, darf erst nach 21 Tagen beheizt werden, kann bei unsachgemäßem Lüften leicht „schüsseln“ oder reißen - Anhydrit-/Calciumsulfat-Estrich
Vorteile: etwas günstiger als Zementestrich, kann bereits nach 6-7 Tagen beheizt werden, neigt weniger zum „schüsseln“
Nachteile: eher Feuchteempfindlich (da auf Gips-Basis)
Welcher Estrich nun „besser“ ist lässt sich also gar nicht pauschal beantworten. CS-Estrich ist relativ günstig und darf prinzipiell auch in Naßbereichen verlegt werden (mit Ausnahmen!). Andere schwören auf Zementestrich, weil der so robust ist.
Wir haben uns – wie beim Putz auch – für zwei verschiedene Arten entschieden: Zementestrich im gesamten Keller sowie im WC und Bad, in allen anderen Räumen CS-Estrich. Beide sollten in Form vom „Fließestrich“ eingebracht werden, da die (erwartete) ebene Oberfläche das Verlegen von Fliesen und Parkett vereinfachen soll. Schauen wir mal. 🙂
Am Montag vorige Woche war es dann soweit: um 08:00 sollte der Estrich kommen. Als ich auf der Baustelle eintraf waren Architekt (=Bauleiter) und Estrichleger schon mitten in der Besprechung. Wie sich herausstellte war es mal wieder gut, dass ich dabei war: die Fuge zu einer Tür wäre sonst falsch gesetzt worden, und – allen ernstes – wäre sonst im gesamten Haus CS-Estrich verlegt worden. Der Architekt wusste (angeblich?) nichts mehr von der Vereinbarung (was ich ihm später schriftlich nochmal beweisen konnte), und auch der Estrichleger wusste wohl nichts mehr von dem schriftlichen Auftrag, in dem ausdrücklich die beiden Estricharten festgelegt waren.
Der Estrichleger wollte mich vor Ort noch davon überzeugen, doch überall den Anhydritestrich zu verwenden („is ja auch günstiger“). Aber: es gibt da z.B. die Norm DIN 18534-1, wonach CS-Fließestriche für Räume mit Wassereinwirkungsklasse W2-I („hoch“: u.a. Bodenflächen in Räumen mit bodengleichen Duschen) gar nicht zugelassen sind. Auch davon wusste der Architekt (leider) nichts…
Naja, kurzfristig organisierte der Estrichleger ein zweites Silo mit Zementestrich, und so konnte es dann doch noch los gehen.
CS-Estrich darf nach ca. 24 Stunden betreten werden, Zementestrich aber erst nach etwa 48 Stunden. Was einen der Estrichmitarbeiter aber nicht davon abgehalten hat, bereits nach <24 Stunden im Keller durch den Zementestrich zu laufen, um ein Elektrokabel seiner Silopumpe vom Baustromkasten abzuziehen. 🙁 Ein Großteil der Sauerei wurde später wieder herausgeschliffen, aber professionell wirkte das nicht…
Eigentlich war geplant, ab Betretbarkeit des Zementestrichs im Technikraum die Fliesen „nass-in-nass“ (oder „feucht-in-feucht“) zu verlegen. Mit speziellem Kleber soll das machbar sein – hätte den Vorteil, dass während der langen Trocknungszeit die Sanitärleute bereits die Heizung aufbauen können. Dieser Plan ist dann aber auch geplatzt: wie sich herausgestellt hat, war an der Stelle wo der 1000-Liter-Pufferspeicher hin soll keinen dafür geeigneten Sockel eingeplant. Statt dessen lag da die „normale“ Dämmung (10 cm PUR, darüber 2cm Rolljet als Trennschicht). Der Rolljet ist mit 4kN (ca. 400kg) pro m² belastbar, der Pufferspeicher wiegt gefüllt das dreifache und hat eine Stellfläche von <1m². 🙁 Es bestand also das Risiko, dass der Pufferspeicher den Estrich dort „eindrückt“ und die Fliesen springen lässt. Im Internet habe ich schon was von umgekippten Pufferspeichern gelesen, das kann ich mir aber nur schwer vorstellen.
Wenn also vorher schon feststeht, dass irgendwo auf dem Fußboden was verdammt Schweres stehen soll, dann plant man dort einen geeigneten Sockel ein (z.B. aus Styrodur oder Porenbetonsteinen) und legt da kein dünnes Styropor drüber…
In einem kurzfristigen Gespräch vor Ort mit Heizungsbauer und Architekt wurde beschlossen, am geplanten Pufferstellplatz den Estrich mit der Flex aufzusägen, den Rolljet zu entfernen und wieder mit Zementestrich zu verfüllen (dann eben knapp 2cm dicker). Eigentlich sollte auch noch eine Fuge mit rein, die wurde aber wohl vergessen.
An einer anderen Stelle war ein Kopfstoß von der Randdämmung nicht verklebt, was dazu geführt hat dass Estrich an die Wand gelaufen ist (Schallbrücke). Zudem ist der Zementestrich an vielen Stellen im Keller sehr „weich“ – laut einem Außendienstler vom Hersteller kann das Schaum vom „Schwabbeln“ sein, der da getrocknet ist. An sich nicht dramatisch, aber man kann den 2-3mm tief eindrücken. Wie da mal Fliesenkleber haften soll habe ich noch nicht so recht verstanden…
Ansonsten passt aber alles, in etwa einer Woche starten wir das Heizprogramm. Da gibt’s dann einen weiteren Beitrag. 🙂
Ach ja, das Abbinden vom Estrich verläuft übrigens exotherm, was das Haus gleich mal ein bisschen aufgewärmt hat. 🙂